Ruhner Turm
Bereits im Juni 1907 hatte der Krieger- und Militärverein Marnitz vorgeschlagen, einen Moltke-Turm zu errichten. Aber erst 1913 folgte eine Wettbewerbsausschreibung. Die geschätzten Baukosten betrugen 60.000 Mark. „I. Königliche Hoheit die Großherzogin Alexandra wurde gebeten, allerhöchst das Protektorat zu übernehmen, in ihrer Eigenschaft als Chef des Mecklenburgischen Dragonerregiments Nr. 18 zu Parchim.
„Seine Königliche Hoheit der Großherzog Friedrich Franz IV sind geneigt, einen Platz auf dem Ruhner Berg zum Bau eines Moltke-Denkmals herzugeben. Dass das Denkmal ein dem Zweck entsprechendes würdiges sein muss“ lautete 1909 die Rückantwort vom Großherzoglichen Finanzministerium.
Vorwiegend wurden Armee-Corps, Regimenter und Deutsche im In-und Ausland zur Spende aufgerufen.
Da schon einmal für ein Denkmal in Berlin zu Ehren von Generalfeldmarschall Graf Moltke gesammelt wurde, kamen nur 23.294,51 Mark zusammen. Wegen der fehlenden Mittel und des Beginns des Ersten Weltkrieges wurde das Projekt 1916 endgültig eingestellt und die gesammelten Spenden einer Wohltätigkeitsstiftung für Kriegshinterbliebene überwiesen. Fast 20 Jahre später konnte ein ähnliches Projekt in Angriff genommen werden. Der Verein ehemaliger Kriegsgefangener und Frontkämpfer zu Marnitz errichtete 1933 zum nationalen Gedenken an die Frontsoldaten des 1. Weltkrieges und zur Erschließung der Schönheit der Heimat einen Aussichtsturm. Er erhielt damals den Namen des Gauleiters für Mecklenburg-Lübeck, Friedrich Hildebrandt.
Marnitzer Handwerker übernahmen die Bauausführung.
In der mit dem Mecklenburgischen Schweriner Forstamt abgeschlossenen Vereinbarung vom 09.Juli 1933 war geregelt, dass die Verwaltung, Unterhaltung und Aufsicht des Turms dem Verein oblag .Der Aussichtsturm wurde ein Anziehungspunkt für Besucher aus Nah und Fern.
Auf Wunsch des Vereins und der Bevölkerung stellte das Forstamt im Herbst 1933 an das Land einen Antrag zur Erteilung einer Schankerlaubnis am Turm.
Diese sollte dem vom Verein gestellten Wärter übertragen werden.
Aus der Besichtigung des Turmes erzielte der Verein in den Folgejahren erhebliche Einnahmen. Es wurde eingeschätzt, dass diese die entsprechenden Unkosten bei weitem überstiegen, was der Gemeinnützigkeit des Vereins entgegenstand. 1937 empfahl der Landrat, dass die Gemeinde unter seiner Aufsicht mit der Bewirtschaftung und der Verwaltung des Aussichtsturmes betraut werden sollte. Ferner könne so das Gemeindeinteresse auf dem Gebiet des Fremdenverkehrs Berücksichtigung finden. Für den Fall der Festsetzung einer neuen Vereinbarung benannte das Forstamt Marnitz dem Staatsministerium die Beachtung folgender Punkte: “Das unterzeichnete Forstamt ist über alle Vorgänge auf dem Ruhner Berg rechtzeitig in Kenntnis zu setzen. Jegliche bauliche Veränderung bzw. Erweiterungen an dem Turmselbst bzw. in der Umgebung sind nur im Einverständnis mit dem zuständigen Forstamt zulässig. Sämtliche Schlüssel zum Turm sind beim Forstamt doppelt zu hinterlegen. Alle Beamten des Forstamtes, wie überhaupt allen Staatsbeamten mit ihren Angehörigen in Begleitung eines Beamten des Forstamtes steht das jederzeitig unentgeltliche Betreten des Turmes frei“. Der Aussichtsturm wurde ein Anziehungspunkt.
Zeitweise gab es einen Ausschank am Turm. In den Zeiten des 2. Weltkrieges war es für die Bevölkerung nicht mehr möglich in die Ruhner Berge zu gehen. Der Berg wurde zu militärischen Zwecken genutzt. Infolge Baufälligkeit erfolgte 1946 der Rückbau des Turmes.
1952 war der Bau eines neuen Feuerwachturms geplant. Dieser wurde aber nie gebaut.
1960-1962 wurde ein Holz-Fachwerkturm über dem trigonometrischen Punkt errichtet. Seine Höhe ist nicht bekannt. Dieser stand noch 1975 war aber leider aus sicherheitstechnischen Gründen nicht mehr zu betreten und wurde später abgebaut.
Erst mit dem Fall der innerdeutschen Grenze und dem Abzug des Militärs konnte man die gesamte Umgebung des Berges wieder betreten. Um die Tradition weiterführen zu können, beschloss man einen neuen Aussichtsturm zu bauen.
Nach langer Vorbereitung und Planung wurde dem Neubau eines Aussichtsturmes zugestimmt. Der Turm wurde durch EU-Fördermittel, Spenden von in der Region ansässigen Firmen und Privatpersonen sowie durch die umliegenden Gemeinden, deren Wappen auf Blechschildern innerhalb des Turms dargestellt sind, finanziert.
Baubeginn war der 01.07.2000. Die Grundsteinlegung erfolgte am 17.07.2000.
Wie üblich enthielt die Schatulle, die im Fundament eingelassen wurde, Baupläne des Turms, eine Tageszeitung und Münzen. Die Baumaterialien, unter anderem über 500 000 gelbe Kanalklinkersteine wurden über ein Schienensystem auf den Berg transportiert.
Im Februar 2001 erfolgte die Schlüsselübergabe. Der neue Turm hat eine Höhe von 32,5m bis zur Aussichtsplattform. 180 Stufen sind zu bewältigen, um von hier aus weit ins mecklenburgische und brandenburgische Land zu schauen.